Auftraggeber Tiefbauamt Kanton Bern, Stadt Biel, Stadt Nidau
Jahr 2024–2025
Ort Biel, Nidau
Projektstand Studienauftrag, 2. Platz
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Zwischen der Bielerseevorstadt und Nidau fehlt ein durchgehender Anschluss an das Nationalstrassennetz – es ist eine der letzten offenen Stellen im Schweizer Autobahnsystem. Infolgedessen wird der Verkehr über die innerstädtische Achse Bernstrasse–Aarbergstrasse–Ländtestrasse geführt. Mit täglich 20’000 Fahrzeugen ist die Verkehrsachse dominant: Sie trennt die Quartiere und beeinträchtigt die Lebensqualität der Anwohnenden.

Die umstrittene A5 Westumfahrung Biel/Bienne sollte die Lücke im Strassennetz schliessen, doch aufgrund des Widerstands der Bevölkerung wurde das Projekt 2020 abgeschrieben. Die Verkehrsachse bleibt bestehen – der Handlungsbedarf ist gross. Vor diesem Hintergrund suchten der Kanton Bern und die Städte Biel und Nidau nach einer Gesamtstrategie zur Aufwertung der Achse. Der Prozess umfasst vier Phasen: Bedürfniserhebung, Aufgabenstellung, Lösungsvorschläge, Ergebnisse. Die Auftraggeberschaft setzt verstärkt auf partizipative Prozesse, um die Bevölkerung zu involvieren, beispielsweise mit Stadtspaziergängen und Umfragen.

In den Phasen drei und vier wurden vier Planerteams mit einem Studienauftrag beauftragt. Das Ziel: mittelfristig realisierbare Lösungen für die Strassenräume ermitteln und aufzeigen – aus einer gesamtheitlichen Sicht. Die Verkehrsfunktion der Hauptverkehrsachse soll gewährleistet bleiben, gleichzeitig soll die Lebensqualität der Anwohnenden verbessert werden.

Der Beitrag der Metron, Raum404 und Naomi Zürcher baut auf den Bestand und legt damit den Grundstein für eine schrittweise und sanfte Transformation. Dafür identifizierte das transdisziplinäre Team bestehende Qualitäten: Es untersuchte Lebensräume, Stadtstrukturen, Strassenräume und Verbindungen und entwickelte ergänzende Elemente, um das Bestehende zu fördern. Verschiedene Nutzungsprofile verdeutlichen die Bedürfnisse der Bevölkerung und zeigen auf, wie die geplanten Massnahmen zur Verbesserung beitragen.  

Drei «Stadttore» setzen städtebauliche Akzente. Sie markieren funktionale Übergänge und sichern die wichtigsten Querbeziehungen. Als Drehscheiben vereinen sie vielfältig gemischte Nutzungen, schaffen neue urbane Zentren und stärken Diversität und Dichte von Wohn- und Arbeitsformen.

Die dominante Hauptverkehrsachse wird durchlässig: Wer zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs ist, hat mehr Querungsmöglichkeiten, damit sind die Quartiere stärker verbunden. Bestehende Quartierstrassen werden umgenutzt und als Velorouten aufgewertet. Das Konzept aktiviert das Potenzial und baut auf der bestehenden Infrastruktur auf – das ist rascher zu realisieren als neue Velowege zu planen. Mit 2,25 m liegen die vorgesehenen Velostreifen über dem Mindestmass und bieten mehr Sicherheit.

An neuralgischen Punkten wie der Kreuzung Bernstrasse/Guglerstrasse und dem Guido-Müller-Platz wird der motorisierte Verkehr gezielt gesteuert und der Freiraum aufgewertet. Am stark frequentierten Guido-Müller-Platz positioniert Metron den ersten Hollandkreisel der Schweiz. Anders als ein Lichtsignal gewährleistet er einen kontinuierlichen Verkehrsfluss. Der Hollandkreisel ermöglicht kompakte Zufahrten und vermeidet kapazitätsmindernde Rotphasen.

Weitere Informationen auf der Projektwebsite: Rue de Caractères

 

Zur Aktuell-Meldung

Transformation im Bestand: 2. Platz Studienauftrag «Rue de Caractères»